Verena Preiner: “Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht arbeitet”

Spätestens seit dem vergangenen Jahr ist Verena Preiner nicht nur in der Leichtathletik bekannt, sondern auch der breiten Öffentlichkeit. 2019 holte die Oberösterreicherin in Doha sensationell WM-Bronze im Siebenkampf und wurde dafür bei der Lotterien Sporthilfe-Gala 2019 zur “Aufsteigerin des Jahres” gekürt.

Aber die 25-Jährige sieht sich erst am Anfang einer großen Karriere. Mit viel Ehrgeiz und noch mehr Arbeit will Preiner auch kommendes Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio glänzen.

In unserer Rubrik “Sporthilfe Rising Stars” bitten wir in regelmäßigen Abständen von der Österreichischen Sporthilfe unterstützte Top-Athletinnen und -Athleten zum Interview.

Gemäß dem Motto “Ladies first” macht Mehrkampf-Ass Preiner den Anfang und zeigt sich von seiner ganz persönlichen Seite.

DIE STRASSE DER SIEGER: Welche Songs hast du aktuell auf deiner Playlist?

Verena Preiner: Meistens höre ich Radio – vor allem, wenn ich zuhause bin. Für den Wettkampf stellt mir mein Freund immer eine Playlist zusammen. Das ist dann ein bunter Mix drauf – von älteren bis zu neueren Songs und auch Schlager ist dabei (lacht). Manchmal muss ich auch lachen, wenn ein Lied kommt, das ich mir selbst nie auf die Playlist gegeben hätte.

Was sind deine drei Lieblings-Apps?

Ich verwende häufig Instagram, weil ich gerne die Bilder von anderen anschaue. Dann habe ich noch Candy Crush, das spiele ich oft. Und natürlich WhatsApp für die Kommunikation.

Mit welcher prominenten Persönlichkeit würdest du gerne mal einen Abend an der Hotelbar verbringen?

Es gibt viele Sportler und Sportlerinnen, bei denen mich der Werdegang interessiert. Aber es gibt nicht die eine Persönlichkeit, die ich gerne treffen würde.

Sie hatte sicher nicht die perfekten Voraussetzungen im Mehrkampf, aber sie hat ihre Stärken genützt und ihren Weg gemacht. Das finde ich großartig.

Preiner über ihr Vorbild Jessica Ennis-Hill

Hast bzw. hattest du ein Vorbild?

Jessica Ennis-Hill (Mehrkämpferin, Anm. d. Red.) hatte ich immer als Vorbild. Sie hatte sicher nicht die perfekten Voraussetzungen im Mehrkampf, aber sie hat ihre Stärken genützt und ihren Weg gemacht. Das finde ich großartig.

Welche drei Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Meinen Freund, dann wäre ich nicht mehr einsam (lacht). Essen und ein gutes Buch, damit ich eine Ablenkung habe.

Was ist das Peinlichste, das dir je passiert ist?

Zum Glück passiert mir in der Öffentlichkeit nie etwas, aber zuhause habe ich oft kleinere, peinliche Momente. Ich verspreche mich zum Beispiel sehr leicht und sehr oft. Oder formuliere keine richtigen deutschen Sätze, womit ich dann auch aufgezogen werde (lacht).

Was war das Letzte, das dich zum Weinen gebracht hat?

Beim Empfang zuhause anlässlich meiner Medaille. Es kann aber auch passieren, dass ich bei einem emotionalen Buch oder Film weine.

Was ist dein Traum-Reiseziel?

Ich wollte immer schon auf eine karibische Insel. Das möchte ich auf jeden Fall noch machen. Ansonsten bin ich sehr gerne in Porec. Mir gefällt, dass man dort eine schöne Altstadt hat, aber auch am Meer ist.

Verena Preiner hat die Olympischen Spiele als großes Ziel im Fokus.

Was war das Verrückteste, das ein Fan je für dich gemacht oder zu dir gesagt hat?

Ich kann es nach wie vor oft nicht glauben, dass sich Leute für das, was ich tue, interessieren. Deshalb ist es immer toll, wenn man Fanbriefe oder sonstige Nachrichten bekommt – oder wenn Leute Autogramme wollen oder sich ein Training von mir anschauen. Das freut mich, weil es eine irrsinnige Wertschätzung ist.

Welche Person hat dich in deinem Leben am meisten beeinflusst?

Meine Eltern.

Was machst du am liebsten, wenn du nicht unterwegs bist?

Ich bin sehr gerne bei uns zuhause. Wir sind vergangenes Jahr in ein kleines Reihenhaus umgezogen und haben es uns richtig schön gemacht. Ich genieße die Zeit daheim, weil ich gut abschalten kann.

Welchen Rat, den du mal bekommen hast, wirst du nicht mehr vergessen?

Dass man sich alles, was man möchte, erarbeiten muss. Mein Trainer hat mal gesagt: „Arbeit schlägt Talent, wenn Talent nicht arbeitet.“ Dieses Sprichwort hat meinen Weg geprägt, weil ich in der Jugend sicher nicht das größte Talent war. Ich musste mir viel antrainieren und hart arbeiten, um so erfolgreich zu werden.

Gibt es ein Wort oder einen Satz, den du zu oft benutzt?

Ja, und zwar: „Ehrlich gesagt.“ Ich fange gefühlt jeden Satz mit „ehrlich gesagt“ an (lacht). Damit werde ich in meinem Umfeld immer aufgezogen.

Im Fußball gibt es mitunter auch eine Art „Glaubensfrage“: Messi oder Ronaldo? Wer ist für dich der Bessere?

Mein Freund ist Fußballer, deswegen kenne ich mich ein bisschen aus (lacht). Ich würde zu Ronaldo tendieren.

Welchen Beruf wolltest du als Kind ergreifen?

Ich wollte Polizistin werden.

Mich macht nervös, wenn ich öffentlich bzw. vor vielen Menschen reden muss. Da bin ich nervöser und angespannter als vor einem Wettkampf.

Preiner über Dinge, die sie nervös machen

Was ist deine Lebensphilosophie?

Dass man für Dinge hart arbeiten muss und nichts selbstverständlich ist. Man muss das, was man im Leben hat, auch wertschätzen können.

Welchen Film kannst du dir immer wieder ansehen?

Es gibt zwei: „Mit dir an deiner Seite“ und „König der Löwen“.

Vertraust du auf Rituale bzw. Aberglauben?

Jein. Eigentlich weniger. Aber ich habe vor den Wettkämpfen schon gewisse Rituale, die mir Sicherheit geben. Ich trage zum Beispiel auch immer meine Armbänder.

Welche TV-Serie hat dich zuletzt in ihren Bann gezogen?

Ich habe sehr gerne „Haus des Geldes“ geschaut. Da warte ich schon gespannt auf die nächste Staffel und kann es kaum erwarten.

Was macht dich nervös?

Mich macht nervös, wenn ich öffentlich bzw. vor vielen Menschen reden muss. Da bin ich nervöser und angespannter als vor einem Wettkampf.

Bist du ein Tagmensch oder eine Nachteule?

Ich gehe schon zeitig schlafen, schlafe aber auch gerne sehr lange.

Was war das Extremste, das du bislang in deinem Leben gemacht hast?

Dass ich den Weg eingeschlagen habe, Leistungssportlerin zu werden. Viele haben mich im Gymnasium gefragt, ob ich das wirklich machen will und ob ich weiß, was da alles auf mich zukommt. Ich wollte es aber unbedingt, bin dann mit 15 Jahren ausgezogen und in ein Internat gekommen. Das war für mich ein sehr mutiger Schritt.

Welche Ratschläge würdest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?

Dass sie Dinge öfter mit mehr Selbstbewusstsein angehen und nicht so zurückhaltend und schüchtern sein soll. Und dass sie sich mehr zutrauen soll.

Hat dich das gebremst in deiner Entwicklung?

Ich glaube nicht. Meine Persönlichkeit hat sich natürlich auf dem Weg zur Spitzensportlerin enorm verändert. Ich bin durch die Erfolge selbstbewusster geworden.

Interview: Kurt Vierthaler