Gregor Schlierenzauer hat trotz seiner erst 30 Jahre schon einiges erlebt. Bereits mit 16 sprang der Tiroler in die Weltspitze und gewann in weiterer Folge fast alles, was es im Skispringen zu gewinnen gibt.
Nach jahrelanger Dominanz ging es für den Ausnahme-Athleten dann allerdings jäh bergab. Verletzungen, Sinnkrisen und Materialprobleme sorgten dafür, dass er lange Zeit fast in der Versenkung verschwand.
Mittlerweile hat sich Schlierenzauer aber aus dem Formtief befreit und näherte sich in der abgelaufenen Saison wieder an der Weltspitze an.
Im Interview mit der STRASSE DER SIEGER zeigt er sich von seiner persönlichen Seite und verrät unter anderem, was er gerne noch lernen würde, welche Ratschläge er seinem jüngeren Ich heute geben würde und was ihn nervös macht.
DIE STRASSE DER SIEGER: Die erste bewusste Erinnerung deines Lebens?
Gregor Schlierenzauer: Ich habe nicht die eine Erinnerung. Es gab viele prägende Erinnerungen.
Wofür bist du besonders dankbar in deinem Leben?
Für so ziemlich alles. Gesundheit, meine starke familiäre Bindung oder die Möglichkeit den Spitzensport mit allen Höhen und Tiefen durchlaufen zu dürfen – das sind alles Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Das wird einem aktuell noch viel mehr bewusst.
Es ist Feueralarm: Was rettest du mit deinen zwei Händen?
Die oder den Erstbesten, der Hilfe benötigt.
Welches Talent würde man dir nicht zutrauen?
Kochen.
Roger Federer ist für mich eine absolut beeindruckende Persönlichkeit und in vielerlei Hinsicht ein Vorbild.
Gregor Schlierenzauer über Vorbilder
Welche Erfindung bewunderst du am meisten?
Ich gehöre zur Generation, die mit dem Handy aufgewachsen ist. Was da mittlerweile alles möglich ist, ist für mich absurd und beeindruckend zugleich.
Wenn du eine Sache auf dieser Erde ändern könntest, welche wäre das?
Eine Sache zu ändern wird uns nicht unbedingt weiterhelfen – spontan geantwortet würde ich das Ungleichgewicht zwischen arm und reich ändern.
Mit welcher Person – tot oder lebendig – möchtest du an der Hotelbar mal was trinken und warum?
Roger Federer. Er ist für mich eine absolut beeindruckende Persönlichkeit und in vielerlei Hinsicht ein Vorbild.
Wann hattest du das letzte Mal das Gefühl, wirklich lebendig und leidenschaftlich zu sein?
Ich bin jung, körperlich top fit und fühle mich generell lebendig. Die Extraportion Leidenschaft habe ich im Jänner bei einem gemeinsamen Tag auf Schnee und Eis mit hörbehinderten Kindern erfahren.
Wenn du wüsstest, dass wir morgen alle sterben, wen würdest du noch besuchen?
Meine Familie und engsten Freunde.
Was würdest du in deinem Leben gerne noch lernen?
Ach, da gibt es einiges. Ich beschäftige mich gegenwärtig intensiv mit der Frage welche Ausbildung ich durchlaufen möchte, um mir ein Standbein für das Leben nach dem Leistungssport aufbauen zu können. Ich würde gerne wieder mit dem Klavierspielen beginnen, auch das eine oder andere Handwerk reizt mich.
Was war das Extremste, das du je in deinem Leben gemacht hast?
Jeder definiert extrem anders, für mich war die Besteigung des Mytikas, mit 2918 Metern der höchste Berg des Olymp-Massivs, oder mein Weltrekordflug über 253,5 Meter extrem. Vor allem emotional.
Was macht dich nervös und warum?
Nervös wäre der falsche Begriff, aber ich bin hinsichtlich neuer Bekannt- und Freundschaften schon eher der zurückhaltende Typ. Gerade die Krise hat mir gezeigt, dass ich mich dem sozialen Leben wieder mehr öffnen muss.
Lebe deinen Traum, lass dich nicht verbiegen und schalte zwischendurch auch mal einen Gang runter.
Gregor Schlierenzauer über gute Ratschläge
Vertraust du auf Rituale oder Aberglauben?
Ich vertraue in erster Linie auf mich und meine Intuition.
Welche Dinge aus deiner Kindheit vermisst du am meisten bzw. hättest du gerne wieder zurück?
Das ist schwer zu sagen, da meine Kindheit durch den Spitzensport ein Stück weit anders verlaufen ist. Ich habe mich damals für diesen Weg entschieden und würde es heute wieder so tun.
Welche drei Ratschläge würdest du deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?
Lebe deinen Traum, lass dich nicht verbiegen und schalte zwischendurch auch mal einen Gang runter.
Interview: Kurt Vierthaler